Wo Kreativität Trumpf ist

Die Kunst, nicht der Kommerz, steht beim Brückenstraßenfest im Vordergrund

Wer Ausgefallenes suchte, kam beim Fest in der Brückenstraße in Sachsenhausen auf seine Kosten.

Kein Jahrmarkt der Eitelkeiten, sondern ein buntes Angebot an ausgefallenen Kreationen: Beim Brückenstraßenfest überzeugten Kreative mit ihren fantasievollen Werken.

Sachsenhausen. Am Stand der Tischlerin finden sich funktionale Taschen, nebenan strickt die Lyrikerin und die IT-Mitarbeiterin erstellt Ziermagneten. Beim Brückenstraßenfest steht die Kunst, nicht der Kommerz im Mittelpunkt. So herrschte bei schönstem Spätsommerwetter entspannte Stimmung auf Frankfurts Kreativ-Zeil.

«Weil ich einfach mal sehen möchte, wie meine Produkte ankommen», begründet Yvonne Heumann ihre Premiere beim Brückenstraßenfest. Seit einigen Jahren entwirft und erstellt die gelernte Tischlerin und Schneiderin Taschen mit ausgeklügeltem funktionalem Design. «Diese hier sind für Vespas entwickelt – also ähnlich wie Fahrradtaschen. Weil die aber nicht an den Roller passen, kam ich irgendwann auf die Idee, mir selber eine zu machen.» Doch bei aller Funktionalität und Liebe zum Detail achtet sie auch auf Nachhaltigkeit bei der Herstellung. Denn neben den wetterfesten Taschen erstellt sie beispielsweise auch Gürtel aus alten Fahrradschläuchen und tischlert Brettchen.

Ihrer Berufung und nicht nur ihrem Beruf nachzugehen, das haben die meisten der Aussteller gemeinsam, arbeiten sie doch fast alle hauptberuflich auf anderen Gebieten.

Briefmarken als Mode
So auch Desirée Windfuhr. Die Redakteurin ist seit über 20 Jahren Briefmarkensammlerin. «Aber ich wollte nicht, dass die Marken nur in Alben stecken, wo sie keiner sieht», berichtet sie von den Anfängen ihrer Idee, aus Briefmarken Anhänger, Broschen und Manschettenknöpfe zu erstellen. Eingefasst in einen Silberzinnrahmen und durch Glas geschützt, zeigen sich die Wertzeichen aus aller Welt von ihrer schönsten Seite. «Vorder- und Rückseite sind immer aufeinander abgestimmt, jedes ist ein Unikat und erhält eine eigene Nummer», erklärt die 29-Jährige. Klar, dass ihr Label den Namen einer ersten Briefmarke der Welt trägt: Penny1Black.

Während Windfuhr ihre Leidenschaft mit Kreativität verbindet, wurde Julia Mantel kreativ, um ihre Leidenschaft loszuwerden: «Ich kam zum Stricken, weil ich mit dem Rauchen aufhören wollte», berichtet die Lyrikerin. Von Kinderkollektionen aus unbehandelter Baumwolle über edle Kaschmirschals bis hin zu fröhlichbunten Sofakissen und Hotpans – Julia Mantel schlägt immer die passende Masche auf die Nadel. «Inzwischen habe ich Rentnerinnen, die für mich stricken, und würde gerne noch mehr engagieren. Kunst im sozialen Raum, zum Beispiel im Altenheim, möchte ich gerne umsetzen, aber neben Kindergeschäften auch mehr mit Dekoläden zusammenarbeiten.»

Stoff ist angesagt
Anders Marmen und Cax, die mit ihren selbst genähten Stoffgefährten aus alten Handtüchern nicht nur die Frankfurter Stofftierszene aufmischen wollen. Überhaupt scheint Stoff das Material zu sein, aus dem viele der Designerträume sind. «Mal sehen wie die Resonanz heute ist», sagt Yvonne Heumann.

Umso mehr freut sie sich, dass ihr Standort einen Blick auf die Bühne ermöglicht. Denn auch das zeichnet das Brückenstraßenfest immer wieder aus: lässige Livemusik statt Mainstream von Coverbands. sum .

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