frankfurter neue presse über stricksalon/ museum für kommunikation: STRICKEN IST UNTERHALTSAM!

Im Museum für Kommunikation klappern beim gemeinsamen Handarbeiten die Nadeln.Zum dritten Mal seit September lud das Museum für Kommunikation jetzt zum Stricksalon ins Café des Hauses. Das Begleitangebot zur Ausstellung “Do It Yourself – Die Mitmachrevolution” ist kostenlos. FNP-Mitarbeiterin Alexandra Flieth probierte es aus.

Sachsenhausen. Es macht ein leises, klimperndes Geräusch, wenn die Stricknadeln sich berühren und der Wollfaden zu Maschen verarbeitet wird. In einer Gruppe mit Strickbegeisterten ist dieses Geräusch noch viel intensiver wahrzunehmen – so mein erster Eindruck, als ich ins Café des Museums für Kommunikation (MfK) komme. Hier wird bereits emsig gestrickt. Sogleich werde ich von Julia Mantel (37) begrüßt, die den Stricksalon leitet: “Wir duzen uns hier alle”, sagt sie freundlich. Kein Problem, ich stelle mich vor – und ab so sofort ist das “Sie” für die nächsten drei Stunden aus meinem Wortschatz verbannt.

Schal-Fragment

Und natürlich möchte ich mitstricken. Mitgebracht habe ich die Anfänge eines pinkfarbenen Schals, an dem ich bereits seit mehr als einem Jahr arbeite. Zwar ist der Schal schon etwas länger geworden, aber bis er wirklich fertig ist, fehlt noch ein ganzes Stück. “Kannst Du stricken?”, fragt mich Julia Mantel. Na ja, von “Können” kann nicht die Rede sein: Ich weiß, wie man eine rechte und eine linke Masche strickt. Das muss für den Augenblick reichen, und ich sage es ihr. “Wenn Du Fragen hast, dann helfe ich Dir gerne”, bietet sie mir an. “Bei den ersten beiden Malen kamen vor allem Interessierte, die noch nicht stricken konnten. Dieses Mal ist es anders.”

Mit Erfahrung

Als ich mich umschaue, bemerke auch ich, dass die anderen Frauen wohl schon viel Erfahrung im Stricken haben. Meine Nachbarin, sie heißt Dagmar, verwendet keinen üblichen Wollfaden zum Stricken, vielmehr ist es eine Art Baumwollband, das schwer zu verarbeiten ist. “Sieht toll aus. Wird das ein Pulli?”, frage ich. Sie verneint. “Ich habe keine Lust mehr darauf, Pullover zu stricken. Davon habe ich in den vergangenen Jahren schon zu viele gemacht”, erzählt sie. Sie stricke seit 44 Jahren, habe es einst in der Grundschule gelernt. “In einem Workshop habe ich in diesem Sommer das ,Guerilla-Stricken‘ kennengelernt.” Gegenstände im öffentlichen Raum einzustricken gebe auf kreative Art und Weise die Möglichkeit, auf Dinge aufmerksam zu machen, die einen stören und die man gerne ändern würde. Und da solche Aktionen vorher nicht angekündigt werden, verrät mir Dagmar auch nicht, woran sie gerade strickt.

Schülerin Leonie (18) ist direkt nach dem Unterricht aus Heddernheim zum Stricksalon gekommen, hat hiervon bei einem früheren Besuch im Museum erfahren. “Stricken ist eine schöne Nebenherbeschäftigung, es ist beruhigend, und man kann sich nebenbei unterhalten”, findet sie. Dass es beruhigende Wirkung hat, bestätigt auch Teilnehmerin Johanna. Und gerade im Stricksalon lassen sich Kommunikation und Handarbeit gut miteinander verbinden. Da werden Tipps ausgetauscht, und die Zeit vergeht wie im Flug. Unterhalten sollte man sich aber nur, wenn man auch gut stricken kann. Sonst kann es passieren, dass man sich verstrickt – wie bei mir. Glücklicherweise hilft Julia Mantel aus der Klemme, mein Schal ist also nicht verloren. Der Stricksalon ist Teil des Begleitprogramms zur aktuellen Ausstellung “Do It Yourself” im MfK, in der die Vielfalt und die gesellschaftliche Bedeutung des “Selbermachens gestern und heute” thematisiert werden, insbesondere auch über die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Er wird noch bis Februar jeden zweiten Freitag im Monat angeboten. Und wie kam Julia Mantel zum Stricken? “Ich fing damit an, als ich mit dem Rauchen aufhören wollte.” Kreatives Arbeiten ist ein wichtiger Teil in ihrem Leben. Sie studierte angewandte Kulturwissenschaften, schreibt seit vielen Jahren Lyrik, fotografiert und entwirft tragbare individuelle Strickunikate. Ihre Strickkollektion “Unvermittelbar” steht noch am Anfang. “Ich träume davon, eines Tages davon leben zu können”, verrät sie. Im aktuellen Stricksalon ist es ihr gelungen, den Spaß am gemeinschaftlichen Handarbeiten weiterzugeben. Ich bin jedenfalls motiviert, meinen Schal schnellstmöglich fertigzustellen und überlege, auch beim kommenden Stricksalon wieder mit dabei zu sein.

Der nächste Stricksalon im MfK (Schaumainkai 53) ist am 9. Dezember von 15 bis 18 Uhr. Weitere Infos gibt es im Internet unter https://www.mfk-frankfurt.de.

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