Archiv der Kategorie 'Schreiben'

Literaturquickie-Lesung in Winterhude

Friday, den 8. August 2025

LQ_Flyer_322_September_neu_2025

im
TENGG
IM TAFELSPITZ
Himmelst. 5a
22299 Hamburg

Fehlende Frustrationstoleranz am Kühlregal mit Weltuntergangspotential

Friday, den 8. August 2025

Markerschütternd
der verzweifelte Ton.
Ein Kinderschreien
lässt augenblicklich
alle Supermarktregale
erzittern.
Gleich könnten die
gekühlten Produkte
auf die Flure überspringen.

Ich biege
um die Ecke
und entdecke:

Ein Kleinkind
sitzt mit hochrotem Kopf
und bebendem Mund
in einem Einkaufswagen.
Dicke Tränen kullern
ihm über das
runde Gesicht.

Der Weltuntergang
scheint zum Greifen
nahe zu sein.

Den Tatsachen
näher in die Augen blickend,
liegt am Fuße des Wagens
ein geplatzter Joghurt(becher)
auf dem Boden
und seine weiße Flüssigkeit
ergibt eine helle Pfütze.

„Mein Kind,
es tut mir leid,
Dir dies sagen zu müssen,
aber Du wirst Dich an
noch einige Verluste
mehr in Deinem Leben
gewöhnen müssen“,
murmele ich erleichtert
im Vorbeigehen
vor mich hin.

Eine Form von Taktgefühl zur vollen Stunde

Friday, den 8. August 2025

Immer habe ich Angst davor
etwas zu verlieren
selbst die Schlieren
im Spülwasser
sind mir ans Herz gewachsen.

(Alles muss in die Öffentlichkeit
gezerrt werden.
Alles muss verbrennen.)

Doch dreckige Wäsche findet
keinen Platz
in meinem Haus
eher kommt ein schwarzes Schaf
ungeschoren davon.

Draußen kläffen die Hunde
wiedermal zur vollen Stunde-
hoffentlich eine neue Form von Taktgefühl.

SCHREIBEN IN SCHWIERIGEN ZEITEN- Lesung und Gespräch mit Magdalena Jagelke und Julia Mantel

Thursday, den 17. July 2025

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Unsicherheit, Zukunftsängste, Kriege und Weltkrisen – da bleibt das Schreiben oft als einziger Fluchtpunkt, als Gegenentwurf zum konfusen Alltag. Doch den eigenen Ton zu behalten und sich selbst nicht zu verlieren, ist nicht einfach. Die Protagonistin in Magdalena Jagelkes aktuellem Romanmanuskript schreibt und hält trotz der widrigen Umstände ihres Alltags daran fest, ihren Traum als Schriftstellerin zu leben. Auch in Julia Mantels Gedichten geht es ums Weitermachen und angesichts der politischen Situation nicht den Ehrgeiz zu verlieren; trotz der täglichen Nachrichten, die den Kopf unheilvoll penetrieren, weiterzuschreiben.

An dem Abend begegnen sich Julia Mantel und Magdalena Jagelke und sprechen über ihre Strategien des Weiterschreibens – in Lyrik und in Prosa. Jagelke wird aus dem Manuskriptkapitel »Kokain« lesen, Mantel liest aus ihrem aktuellen Lyrikband »Autobiographie einer Bisswunde« sowie andere veröffentlichte und unveröffentlichte Gedichte.

Magdalena Jagelke, 1974 in Polen geboren, lebt seit 1986 in Deutschland. Sie hat Amerikanistik, Bibliotheks- und Informationswissenschaft studiert. Nominierung für den Lyrikpreis München. Sie schreibt Lyrik und Prosa und hat bisher vier Bücher veröffentlicht. 2024 war sie Stipendiatin des Landes Niedersachsen im Künstlerhof Schreyahn. Anfang 2025 stand sie auf der Shortlist für die Vorauswahl des Arbeitsstipendiums mit Kind der Sparte Literatur im Künstlerhaus Lauenburg, Schleswig-Holstein.

Julia Mantel, geboren 1974 in Frankfurt am Main. Sie hat Angewandte Kulturwissenschaften in Lüneburg studiert und konzentriert sich seit 2000 auf Lyrik. 2005 gründete sie das Konzeptlabel »Unvermittelbar« und veröffentlichte seit 2008 sechs Lyrikbände. Die letzte Veröffentlichung ist »Autobiographie einer Bisswunde« (Edition Michael Kellner, 2024). Julia Mantel lebt als Lyrikerin und Allroundjobberin in Frankfurt am Main.

Die Lesung ist eine Open Air-Veranstaltung. Bei Regen findet sie in der BrotfabrikGalerie statt.

17.07.2025, 19:30h, Hof der Brotfabrik

www.brotfabrik-berlin.de

Endentspannung

Monday, den 7. July 2025

Immer müssen
die Menschen
beschäftigt sein.

Deftig
Heftig

Am Abend
reizen
Hefeweizen.

tortenguss

Monday, den 7. July 2025

bei der fernwärme
ist oft teuer das feuer

bei der fernbeziehung
ist der ofen
nicht aus
noch lange nicht

bleibe ich eigentlich gerne fern
oder sehe ich lieber fern
schaue ich dabei in die ferne
oder gucke ich bloß in die röhre?

was ändert sich
denn
wenn
ich dich betöre?

Im Schweiße Deines Angesichts

Wednesday, den 2. July 2025

Das Klima geht
den Bach runter.

Als wenn das
nicht alles
schon genug
wäre:

Nicht nur
dieser Bach ist
ausgetrocknet.

Keine Reparatur

Thursday, den 12. June 2025

In der Küche
die Spülmaschine
ächzt und quietscht
unter ihrer Last
als alte Lady

Ihre Mühle
mahlt genauso
langsam wie wir

Gehandicaped
unser Geist
und die zwei Körper

als unbezahlbarer
Luxus diese Liebe
dennoch
in einem Raum

könnte man
(echt mal jetzt)
so stehen lassen.

Das Leben bringt mich zum Lachen

Wednesday, den 4. June 2025

Humor kann uns in Distanz zu den eigenen Schieflagen bringen und das Absurde bewusst machen. Zum Thema „Humor als Widerstand“ hat das Literaturfest Textland kurze Video-Interviews mit einigen Autor:innen geführt. Julia Mantel hilft Humor in allen Lebenslagen weiter. „Humor erleichtert es mir, mich an den Schreibtisch zu setzen, in ernsten Situation wirkt er wie eine Art Gewürz, so dass ich auch über mich selbst lachen kann. In letzter Konsequenz hilft mir Humor, Distanz zu Situationen herzustellen, in denen ich mich befinde.“

Was bringt dich zum Lachen?

Mich bringt unglaublich viel zum Lachen. Das Leben bringt mich zum Lachen. Oft ist es Unvorhergesehenes, aber auch ganz Stinknormales im Alltag, oder es sind Leute wie Hape Kerkeling, Anke Engelke, Loriot, Emil aus der Schweiz. Ich lache sehr gerne. Lachen ist mir lieber als weinen.

Welche Rolle spielt Humor für dich beim Schreiben?

Oftmals erleichtert Humor es mir, mich an den Schreibtisch oder an die Tastatur zu setzen. Wenn meine Situation ernst ist, dann wirkt er wie eine Art Gewürz, um sie aufbrechen, so dass ich auch über mich selbst lachen kann. In letzter Konsequenz hilft mir Humor, Distanz zu Situationen herzustellen, in denen ich mich befinde.

Haben persönliche oder gesellschaftliche Krisen Einfluss auf dein Schreiben?

Persönliche Krisen beeinflussen mein Schreiben sehr stark. Meistens sind sie an gesellschaftliche Krisen gekoppelt. Wenn es schlecht um die Welt steht wie im Moment, dann fühle ich mich oft wie gelähmt und beinah atemlos. Mein Schreiben dient dazu, die Atmosphäre gewissermaßen wieder zu verdichten, damit Luftholen erneut möglich ist.

Gibt es deiner Meinung nach unpolitische Literatur?

Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Literatur müsste schon sehr naiv daherkommen, um unpolitisch zu sein. Jeder, der schreibt, hat doch, bevor er mit dem Schreibprozess beginnt, ein bisschen nachgedacht. Und wenn man seine Situation reflektiert, bleibt es nicht aus, dass man sich längerfristig Gedanken über die politische Situation macht, in der man lebt.

Was dürfen wir von Literatur erwarten oder was erwartest du von Literatur?

Ich glaube, Literatur – oder Kunst generell – ist überaus wichtig, weil sie dem Menschen Zugehörigkeit schenkt. Beim Lesen eines Texts, den ein anderer geschrieben hat, kann ein Zugehörigkeitsgefühl entstehen. Wir Schreibenden können möglicherweise ausdrücken, in Worte fassen, was andere vielleicht nur fühlen. Ich glaube, dass Literatur Trost spenden kann, genauso gut kann sie aber auch unheimlich gut unterhalten und amüsieren. Sie ist sehr vielfältig.

www.youtube.com/watch?v=Jo7SPFyGKqc/”

www.textor.online/de/texte-detailseite/das-leben-bringt-mich-zum-lachen-textland-video-interview-mit-julia-mantel/”

Ankündigung von FAVORITES OF im Offenbacher “Mut & Liebe”-Stadtmagazin

Monday, den 2. June 2025

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