Soft, bretonisch.

Anna und Bernd hatten eingecheckt. Ihre unsichere, zögerliche Liebe wurde scheinbar immer offizieller: ein Doppelzimmer, bitte und das ganze auf französisch ausgesprochen. Une chambre pour deux personnes, s´il vous plait. Anna war froh, dass sie es ohne Akzent sprach. Vielleicht würde Bernd bei ihr bleiben. Seine Phantasie machte sie fast ohnmächtig, sein zarter Körper, sein Summen im Auto zu der Kassette, die sie extra für diese Reise aufgenommen hatte.
Sein Blick auf die Dinge, seine Locken, seine Geschichten, seine Uneitelkeit, seine zarten Worte und immer wieder das Streicheln über ihren Kopf.
Anna atmete durch, sie wollte ihn nicht verlieren und ging mit ihm die Treppe hoch, er öffnete zaghaft die Tür mit dem Schlüssel, den sie gerade überreicht bekommen hatten.
Anna liess sich sogleich aufs Bett fallen. Bernd wollte erst einmal duschen.
Sie packte ihren kleinen Koffer aus und stellte ihre Habseligkeiten in den Schrank.
Das schwarze Kleid, das sie trug, konnte sie auch heute Abend für das Essen im Restaurant anbehalten. Die Sonne hatte ihre Haut gebräunt, das Salz des Meeres ließ ihre Frisur wilder aussehen als es ihr fast lieb war. Anna seufzte und hörte wie die Dusche ansprang, hörte das hastige Trippeln von Bernds nackten Füßen auf den Fließen des kleinen Badezimmers. Hier schien es nur kaltes Wasser zu geben. Ihr war alles egal, sie wollte den Sommer ihres Lebens genießen, die Gespräche führen, die ihr eine Antwort auf die Fragen der letzten Jahre gaben, den Körper berühren, den sie viel zu lange vermisst hatte.
Anna guckte an sich herunter, ihr Busen wölbte sich leicht unter dem fließenden schwarzen Stoff, der schon etwas ausgebleicht war von der Sonne, sie cremte sich die Arme ein, putzte sich die Zähne und guckte dabei in den Hotelzimmerspiegel, der an seinen Rändern, die kein Rahmen umfasste, schon etwas rostig schien. Es war schön hier zu sein, das Meer riechen, den Zirkus hören zu können, der mit lauten Wägen und großem Tamtam draußen die Strasse entlang fuhr, um Werbung zu machen für die Kindervorstellung am nächsten Nachmittag.
Bernd kam aus der Dusche und Anna fiel über ihn her, nahm seinen zarten, nackten Körper in ihre Arme, schmiss ihn auf das etwas durchgelegene französische Bett und sich auf ihn drauf und leckte ihn schließlich von oben bis unten mit der Zunge ab. Als sein Schwanz nach kurzer Zeit steif wurde, nahm sie ihn erst in den Mund, doch da sie Angst hatte, komplett ihr Make-up zu zerstören, nahm sie das pulsierende Teil in die rechte Hand, drückte es leicht und fuhr mit den Fingern wieder und wieder hoch und runter. Als sich sein Sperma über ihrer Hand und über seinen spärlichen Bauchflaum ergoss, konnte sie es fast nicht ertragen, wie er sie dabei anschaute: liebevoll, hingebungsvoll, auch ein bisschen fordernd, irgendwie erschöpft und doch vollem potentiellem Tatendrang.
Anna legte sich neben Bernd, ihr schwarzes Haar neben seinem schwarzen Haar, ein fließender Übergang, sie gehörten zusammen und sie zogen sprichwörtlich an einem Strang.
„Komm, wir gehen runter ins Restaurant, heute Abend gibt es eine große Fischplatte, zieh dich schnell an, ich ziehe noch mal meinen Lippenstift kurz nach.“
Bernd gehorchte. Er schnappte sich eine relativ schicke schwarze Hose, streifte dazu ein cremefarbenes Hemd über, das er nicht ganz bis zum Hals zuknöpfte und dann schritten sie Hand in Hand und etwas außer Atem die Treppen des kleinen bretonischen Hotels hinunter als hätte jemand darüber einen roten Teppich gelegt, nachdem Bernd die Tür abgeschlossen hatte.

Im Speiselokal empfing sie ein grandioser Blick aufs Meer, doch sie waren sich so sehr selbst genug, dass sie den postkartenreifen Sonnenuntergang kaum bemerkten.
Als der Garcon schließlich kam, waren sie schon mit zahlreichen Themen durch: Freundschaften, Kindheit, Familienplanung, erster Sex, Peinlichkeiten in der Schule usw.
Der Kellner zeigte ihnen die Karte, Anna strich mit ihrem rechten Zeigefinger über die Angebote und musste plötzlich laut auflachen als sie die weißen Flecken auf ihrer Hand bemerkte: über ihren Fingern lag eindeutig eine getrocknete Schicht Sperma. Sie lief rot an, ihre Hand schnappte zurück, Bernd guckte aufgeschreckt zwischen Besteck und erstem Rotwein hoch- bis er das Missgeschick erkannte.

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