lebenslänglich
4. June 2006ich gebe uns
LEBENSLÄNGLICH
falls die worte
und die leiber
aufeinanderfallen
und
sie wieder
einen sinn ergeben.
ich gebe uns
LEBENSLÄNGLICH
falls die worte
und die leiber
aufeinanderfallen
und
sie wieder
einen sinn ergeben.
würdest du mich suchen,
frage ich dich
und deine antwort fällt dir schwer
dein herz schlägt
mich,
wenn ich an dich denke
.
.
.
in einer stillen stunde
könnte ich dir alles sagen
was damals zu laut war
zwischen
tür und angel
griff und haken
beischlaf und laken.
die finger schon gelb
von den vielen zigaretten danach
die uns trennten
wie die durchgeschnittene nabelschnur
eines frischgeborenen
die mutter.
in der kleinen küche
im verwinkelten dachgeschoss
ist es geschehen:
ich las was ich sah
& ich sah zu, dass ich las.
lege
für euch
zeugnis ab:
4 stühle
gut geraten
umrahmen
meinen tisch-
ich scheine
mir nicht
zu genügen.
wer lebt
zwischen allen
stühlen und steinen
es stockt
von zeit zu zeit
das wasser fliesst
ins reine.
Sie sass in der S-Bahn. Draußen ein Baum. Ein Fluss. Ein paar Häuser. Nichts Spektakuläres. Sie fror und fuhr sich mit ihrer Hand über den Arm- von rechts nach links.
Die feinen Härchen der Gänsehaut schienen sich zu glätten.
Es war kalt ohne ihn geworden. Der Sommer lag schon länger zurück. Der Sommer, in dem er diese Worte zu ihr gesagt hatt. Und sie dabei immer zu ihm aufschauen musste. Stolz und irgendwie auch demütig gleichzeitig. “Hören Sie mal zu, junge Frau.”
Und jetzt fror sie wieder leicht. Draussen der Baum, der Fluss, die paar Häuser. Nichts woran sie sich wirklich festhalten hätte können. “Hören Sie mal zu, junge Frau.” Da war sie immernoch, die Gänsehaut.
Anne, sie, die junge Frau zwischen Provinz und Stadt, zwischen Berufsplanung und Geburtenkontrolle. Hören Se mal zu.
Die Gesichter in der S-Bahn sagten ihr heute nicht wirklich etwas. Das war nicht immer so gewesen und würde sich auch wieder ändern. Die paar Häuser draussen, die paar Gesichter drinnen.
Sie hatte lieber Gänsehaut, alleine, für sich.
Ihr Arm fuhr diesmal von links nach rechts und sie schloss für einen Moment die Augen.
Die paar Häuser draussen, die paar Gesichter drinnen. Hören Se mal zu.
sich an etwas festhalten
an bestimmten worten
zum beispiel
die im gedächtnis
einbalsamiert sind
wie ein fester platz
es bleibt nicht viel.
oder doch viel zu viel.