Soft, bretonisch.
22. December 2005
Anna und Bernd hatten eingecheckt. Ihre unsichere, zögerliche Liebe wurde scheinbar immer offizieller: ein Doppelzimmer, bitte und das ganze auf französisch ausgesprochen. Une chambre pour deux personnes, s´il vous plait. Anna war froh, dass sie es ohne Akzent sprach. Vielleicht würde Bernd bei ihr bleiben. Seine Phantasie machte sie fast ohnmächtig, sein zarter Körper, sein Summen im Auto zu der Kassette, die sie extra für diese Reise aufgenommen hatte.
Sein Blick auf die Dinge, seine Locken, seine Geschichten, seine Uneitelkeit, seine zarten Worte und immer wieder das Streicheln über ihren Kopf.
Anna atmete durch, sie wollte ihn nicht verlieren und ging mit ihm die Treppe hoch, er öffnete zaghaft die Tür mit dem Schlüssel, den sie gerade überreicht bekommen hatten.
Anna liess sich sogleich aufs Bett fallen. Bernd wollte erst einmal duschen.
Sie packte ihren kleinen Koffer aus und stellte ihre Habseligkeiten in den Schrank.
Das schwarze Kleid, das sie trug, konnte sie auch heute Abend für das Essen im Restaurant anbehalten. Die Sonne hatte ihre Haut gebräunt, das Salz des Meeres ließ ihre Frisur wilder aussehen als es ihr fast lieb war. Anna seufzte und hörte wie die Dusche ansprang, hörte das hastige Trippeln von Bernds nackten Füßen auf den Fließen des kleinen Badezimmers. Hier schien es nur kaltes Wasser zu geben. Ihr war alles egal, sie wollte den Sommer ihres Lebens genießen, die Gespräche führen, die ihr eine Antwort auf die Fragen der letzten Jahre gaben, den Körper berühren, den sie viel zu lange vermisst hatte.
Anna guckte an sich herunter, ihr Busen wölbte sich leicht unter dem fließenden schwarzen Stoff, der schon etwas ausgebleicht war von der Sonne, sie cremte sich die Arme ein, putzte sich die Zähne und guckte dabei in den Hotelzimmerspiegel, der an seinen Rändern, die kein Rahmen umfasste, schon etwas rostig schien. Es war schön hier zu sein, das Meer riechen, den Zirkus hören zu können, der mit lauten Wägen und großem Tamtam draußen die Strasse entlang fuhr, um Werbung zu machen für die Kindervorstellung am nächsten Nachmittag.
Bernd kam aus der Dusche und Anna fiel über ihn her, nahm seinen zarten, nackten Körper in ihre Arme, schmiss ihn auf das etwas durchgelegene französische Bett und sich auf ihn drauf und leckte ihn schließlich von oben bis unten mit der Zunge ab. Als sein Schwanz nach kurzer Zeit steif wurde, nahm sie ihn erst in den Mund, doch da sie Angst hatte, komplett ihr Make-up zu zerstören, nahm sie das pulsierende Teil in die rechte Hand, drückte es leicht und fuhr mit den Fingern wieder und wieder hoch und runter. Als sich sein Sperma über ihrer Hand und über seinen spärlichen Bauchflaum ergoss, konnte sie es fast nicht ertragen, wie er sie dabei anschaute: liebevoll, hingebungsvoll, auch ein bisschen fordernd, irgendwie erschöpft und doch vollem potentiellem Tatendrang.
Anna legte sich neben Bernd, ihr schwarzes Haar neben seinem schwarzen Haar, ein fließender Übergang, sie gehörten zusammen und sie zogen sprichwörtlich an einem Strang.
„Komm, wir gehen runter ins Restaurant, heute Abend gibt es eine große Fischplatte, zieh dich schnell an, ich ziehe noch mal meinen Lippenstift kurz nach.“
Bernd gehorchte. Er schnappte sich eine relativ schicke schwarze Hose, streifte dazu ein cremefarbenes Hemd über, das er nicht ganz bis zum Hals zuknöpfte und dann schritten sie Hand in Hand und etwas außer Atem die Treppen des kleinen bretonischen Hotels hinunter als hätte jemand darüber einen roten Teppich gelegt, nachdem Bernd die Tür abgeschlossen hatte.
Im Speiselokal empfing sie ein grandioser Blick aufs Meer, doch sie waren sich so sehr selbst genug, dass sie den postkartenreifen Sonnenuntergang kaum bemerkten.
Als der Garcon schließlich kam, waren sie schon mit zahlreichen Themen durch: Freundschaften, Kindheit, Familienplanung, erster Sex, Peinlichkeiten in der Schule usw.
Der Kellner zeigte ihnen die Karte, Anna strich mit ihrem rechten Zeigefinger über die Angebote und musste plötzlich laut auflachen als sie die weißen Flecken auf ihrer Hand bemerkte: über ihren Fingern lag eindeutig eine getrocknete Schicht Sperma. Sie lief rot an, ihre Hand schnappte zurück, Bernd guckte aufgeschreckt zwischen Besteck und erstem Rotwein hoch- bis er das Missgeschick erkannte.
Hühnerleber mit Äpfeln
21. December 2005Zutaten für vier Personen:
250 g Zwiebeln
500g Hühnerleber
3 kleine, säuerliche Äpfel
2 Eßl. Öl
200g Sahne
2 Teel. frische Majoranblättchen
Salz
schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
3-4 Eßl. trockener Sherry nach Belieben
-die Zwiebeln schälen, halbieren und in dünne Scheiben schneiden.
-Die Hühnerleber waschen, abtrocknen und mundgerecht würfeln, dabei sorgfältig Häutchen, Sehnen und Blutreste entfernen.
-Die Äpfel vierteln, schälen und in Spalten schneiden, mit dem Zitronensaft beträufeln und zugedckt beiseite stellen.
-Den Wok und dann 2 Esslöffel Öl darin erhitzen. Die Zwiebeln unter Rühren etwa 3 Minuten anbraten.
-Die Zwiebeln an den Rand schieben. Den letzten Esslöffel Öl am Wokboden erhitzen, nach und nach die Leberstücke darin runherum scharf anbraten. Fertig angebratene Stücke an den Rand schieben.
-Zuletzt die Apfelspalten dazugeben. Mit der Sahne ablöschen, mit dem Majoran, Salz, Pfeffer und eventuell mit dem Sherry würzen und abschmecken. Alles noch etwa 1 Minute kochen.
Dazu Kartoffelüpree oder Salzkartoffeln servieren.
braun
21. December 2005Aus dem Wok: Kalbfleisch mit Äpfeln und Cidre
21. December 2005Zutaten für 4-6 Personen:
800 g Kalbsrücken
3 säuerliche Äpfel
1 Eßl. Zitronensaft
3 Frühlingszwiebeln
12 Kurpflaumen, ohne Stein
2 Eßl. Weizenmehl
Salz
weisser Pfeffer, frisch gemahlen
500g Butterschmalz
200ml Cidre, Apfelmost oder -saft
2 cl Calvados
-Das Fleisch mit einem tuch abreiben, längshalbieren und in schmale Streifen schneiden.
-Die Äpfel schälen, vierteln, von Kerngehäusen, Blüten- und Stengelansätzen befreien und längs in dünne Scheiben schneiden. Rasch mit dem Zitronensaft vermischen, damit die Apfelstücke sich nit braun verfärben.
-Die Frühlingszwiebeln putzen und schräg in dünne Ringe schneiden. Die Kurpflaumen längsvierteln.
-Das mehl mit Salz und Pfeffer würzen und die Fleischstreifen darin wenden. Das Butterschmalz im Wok erhitzen und die Fleischstücke darin unter Rühren rundherum Farbe nehmen lassen. Dann auf den Abtropfrost legen.
-Die Äpfel und die Zwiebeln im Bratfett garen, bis die Zwiebeln glasig sind. Mit dem Cidre oder dem Apfelmost ablöschen, die Kurpflamen und das Fleisch zufügen und alles bei starker Hitze 2-3 Minuten kochen lassen. Mit dem Calvados und Salz und Pfeffer abschmecken. Dau eine Mischung aus Langkorn- und wildem Reis oder schmale Bandnudeln reichen.
Petersilienwurzeln vom Blech
20. December 2005Für 6 Portionen:
1,2 kg Petersilienwurzeln putzen, schälen und größere Wurzeln längs halbieren.
1 rote Peperoni halbieren, entkernen und fein hacken.
Ein halbes Bund frischen Thymian abzupfen und hacken.
Ahorsirup, 1 Tl Salz und 6 El Ollivenöl mischen.
Petersilienwurzeln mit dem Ölsirup mischen und auf ein Blech geben. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad auf der 2. Schiene von unen 35-40 Minuten backen, bis das Gemüse weich ist (Umluft nicht empfehlenswert).
Dabei die Stücke ab und zu wenden und mit dem Ölsirup beschöpfen.
Mit 2 El Balsamico bianco beträufeln und mit 3 El gehackten Walnusskernen bestreuen.
victory von links
19. December 2005es schneit, es blitzt
19. December 2005es schneit, es strickt
19. December 2005Weihnachtsgeschichte: IGOR
19. December 2005Igor lag in seinem Bett und schaute sich in seinem Dachgeschoßzimmer um.
Den orangenen Teppich, den seine Eltern ausgesucht hatten wegen der guten Qualität
(„ Später wird das eine tolle Einliegerwohnung werden!“) mochte er nicht. Er fühlte sich wie immer fremd, gerade dort wo er war. In seinem eigenen Zimmer machte ihm dieser Zustand nicht mehr soviel aus, er hatte sich lediglich daran gewöhnt und seine bescheidenen „Duftmarken“ in jeder Ecke des Raumes hinterlassen.
Sein Blick fiel über die Stereoanlage, die ihm seine Großeltern zu Weihnachten geschenkt hatten. Bei der Bescherung, nachdem er alles Geschenkpapier weggerissen hatte, konnte er seine Aufregung nicht mehr verbergen und lief dermaßen rot an, dass es ihm peinlich war.
Warum mussten ihm solche unangenehmen Situationen immer wieder passieren?
Sein Gesicht war sowieso dahin, überzogen mit Aknepusteln (sogar hinten am Hals hatter er welche ) und sein spärlicher Bartflaum wuchs vollkommen unebenmäßig an den unmöglichsten Stellen.
Er hatte unregelmässige Zotteln im Gesicht, die er sich nicht traute zu rasieren wegen der Akne, die sonst zu bluten anfing, da sie weder Rasierschaum noch Rasierwasser gut zu vertragen schien, geschweige denn die scharfen Klingen eines Rasierapparates.
Igor lag also im Bett und er hatte viel Mühe darauf verwandt verrotzte und verwichste, zusammengeknüllte Tempotaschentücher zu entfernen. Das Schrubben des Lakens hatte ihn 1000 Stunden gekostet, um die Spermaflecken, die jede Nacht mehr wurden, im Schweiße seines Angesichts, mehr oder weniger unsichtbar zu machen.
Igor hatte sich schon lange damit abgefunden, dass er die Nullnummer auf dem Schulhof war. Ingo, das Physikgenie. Igor, der einsame 1, 0-er Kandidat. Nullnummer eben.
Durch die Wand hörte er seine jüngere Schwester giggeln. Sie hatte eine Freundin bei sich und die beiden Nymphen führten ihre Frauentalks.
Manchmal war er im Stande einzelne Sätze der beiden durch die Wände aufzuschnappen.
„Ja, scheiße, ich habe soviel Haare an den Beinen. Soll ich sie mir rasieren oder doch lieber mit Creme entfernen?“ Und dann meinte er eine Antwort darauf zu hören, ungefähr so: „Wenn er dich richtig liebt, nimmt er dich auch so.“
Seine Schwester hatte seit geraumer Zeit einen Freund, der Igor sehr sympathisch war. Er gehörte auch zu den 1, 0ern. Aber er war keine wirkliche Nullnummer, da er ja seine Schwester Ursel befummeln durfte.
Igor stöhnte und wischte schnell alles mit Klopapier sauber. Darin hatte er Routine gewonnen. Es gab zwei Handlungen in seinem Leben, die ihn souverän erschienen ließen: An der Tafel in der Physikstunde etwas den anderen erklären und eben beim Abwischen seiner meist Frühejakulationen mit Klopapier.
Diese Fähigkeiten konnte ihm nicht jeder nehmen.
Er machte kurz die Augen zu, um sich für ein paar Sekunden als Held und Sieger zu fühlen. Sein Schwanz lag dabei in seiner Hand, immer noch latent am Zucken, aber für die erwähnten Sekunden fühlte sich dieser Zustand tatsächlich an wie ein die Übergabe eines Siegerpokals, irgendwo an einem imaginierten Podest.
Wieder fiel sein Blick auf die Stereoanlage und dann ein paar Zentimeter drunter auf seine spärliche Plattensammlung.
Led Zepplin, Deep Purple, dazu konnte er sich super gut betrinken und die Schulhofszenarien für kurze Zeit vergessen. Auch das Gegacker von Ursels dreizehnjähriger Freundin, die zumindest musikalisch einiges auf dem Kasten hatte.
Von ihr hatte er sich mal eine R.E.M-Platte geliehen. Sie hatte was von College-Radio in Amerika usw. dazu erzählt und geschwärmt, dass R.E.M in ein paar Jahren das große Ding europaweit sein würden.
Ein großes Ding, darauf wartete er schon sein ganzes Leben lang bzw. besser, zwei große Dinger, die er, damit sie ihn nicht erdrückten, vorher in beide Hände nehmen sollte und wollte.
Er hatte aufgehört Pornozeitschriften zu lesen. Es war langweilig geworden und schränkte auf Dauer seine Fantasie ein. Erstens hasste er es, wenn die Putzfrau, die einmal die Woche erschien, sie entdeckte. Und zweitens gab er das Geld inzwischen lieber für LPs aus, da hatte man länger etwas davon und manchmal konnte man damit auftrumpfen zum Beispiel bei der kleinen Freundin seiner Schwester, die „Smoke on the water“ auswendig singen konnte und spätestens bei „and fire in the sky“ zu tanzen begann.
Er hatte begriffen: Keine Physikunterrichtsgespräche vor Frauen, kein Angeben mit der Pornozeitschriften-Sammlung. Da liefen sie immer alle schreiend weg. Diese Strategie war bisher jedes Mal ins Leere gelaufen.
Also deswegen R.E.M. usw, irgendwann eine ordentliche Rasur und Frisur und noch noch viel besser: loskommen von dem fränkischen Dialekt, über den sich alle hier in dem anderen Bundesland lustig machten. Igor überlegte sich anzuziehen und dann blieb er doch liegen, um sich auf das Gekichere aus dem Nebenzimmer zu konzentrieren.
Seine Hausaufgaben waren schon lange erledigt.
Eines Tages würde er wissen, was Girls brauchen.







